Wie bitte?
Wohin soll kaputte Kleidung denn sonst?
In den Altkleider-Container!!
Und warum?
Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Textilien getrennt vom Restmüll gesammelt werden (Getrenntsammlungspflicht gemäß Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes der EU).
Mit der neuen Abfallrahmenrichtlinie legt die EU die Voraussetzung für das Recycling von Textilien.
Aktuell werden Klamotten oder Bettwäsche verbrannt oder in manchen Ländern auch deponiert.
Der Textilmüll wird oft ins Ausland exportiert.
Dort haben viele Länder aber gar nicht die Infrastruktur dafür.
Dort landen sie teilweise illegal auf Deponien und schaden so der Umwelt und Gesundheit.
Was soll jetzt in den Altkleidercontainer?
Uns wurde bis dato ja immer eingebläut:
"Nur gute und tragbare Klamotten dürfen in den Altkleidercontainer!"
Das war früher. Jetzt stimmt:
Alle Textilien sollen in den Altkleidercontainer z.B. Kleidung, Handtücher, Bettlaken
auch wenn sie ausgeleiert sind
wenn sie Flecken haben
wenn sie Löcher haben.
Gibt es Strafen?
Wenn man die Klamotten trotzdem in die Restmülltonne wirft,
hat das Konsequenzen?
Das ist noch nicht endgültig geklärt.
Es wird sich aber in den nächsten Wochen zeigen, wie das gehandhabt wird.
Was klar ist:
Du kommst nicht gleich ins Gefängnis.
Aber es könnte sein, dass man deine Mülltonne nicht mitnimmt und du auf deinem Müll sitzen bleibst.
Auch können Kommunen Kontrollen durchführen.
Wenn Du erwischt wirst, wäre auch ein Bußgeld denkbar.
Das können die Kommunen selbst festlegen und mehrere hundert Euro kosten.
Was passiert mit verschmutzten Textilien?
Das ist auch noch nicht klar geregelt in Deutschland. Es wird aber bestimmt bald noch kommen.
Es wäre denkbar, dass sich die Deutschen an Österreich orientieren.
Die sagen: "Verschmutze Kleidung gehört in den Restmüll.”
Mit "verschmutzten Klamotten" ist übrigens nicht ein kleiner Fleck auf der weißen Bluse gemeint.
Dabei geht es wirklich um Kontaminationen z.B. Chemikalien, Farben und Lacke, Blut, Schimmel oder Motten.
Macht das überhaupt Sinn?
Die Technik für das Recycling von Textilien ist noch nicht so gut ausgereift..
Polyester lässt sich z.B. sehr schwer recyceln und ist aktuell unwirtschaftlich.
Dagegen gibt es für Baumwolle und Wolle schon heute gute Recyclingtechniken. Die sollen ausgeweitet und verbessert werden.
Mit der neuen Regelung hat die EU die Grundlage gelegt, dass Recycling überhaupt möglich ist. Jetzt werden alle Textilien getrennt von anderen Müllsorten eingesammelt. Damit können sie nicht verunreinigt werden, denn das ist die Voraussetzung für Recycling. Schließlich kann man nicht alle Chemikalien wieder aus den Textilien entfernen oder es wäre nicht sinnvoll.
Außerdem haben Recyclingbetriebe mit der neuen Regelung nun viel Material zur Verfügung. Das sorgt zudem für günstigere Preise. So wird für Firmen das Recycling von Textilien überhaupt attraktiv.
In Deutschland haben wir schon jetzt eine Einsammlungsquote von 66%.
Das ist in einigen anderen Ländern der EU nicht so. Die müssen nun erst einmal eine Infrastruktur aufbauen.
In Deutschland haben wir die schon zum Großteil durch diverse Unternehmen.
Verantwortlich ist nach einem Beschluss des Bundesgerichtshofes der öffentliche Entsorgungsträger, also die Gemeinde, Stadt oder der Landkreis. Sie können nun Firmen beauftragen, wie sie es in den vergangenen Jahren auch schon getan haben. Oder auch selbst Container aufstellen.
Neu ist aber, dass nun auch kaputte Textilien angenommen werden müssen.
Normalerweise würden die Betreiber der Altkleidersammlungen die guten Materialien aussortieren und weiterverkaufen. Damit finanzieren sich.
Ein Teil wird auch ins Ausland verkauft.
Kaputte Klamotten mussten bislang kostenpflichtig entsorgt werden. Deshalb haben sie auch früher immer gebeten, nur tragfähige Altkleider einzuwerfen.
Nun soll aber noch die Möglichkeit des Recyclings dazu kommen.
Dadurch soll eine weitere Einnahmequelle für die Altkleiderunternehmen entstehen.
Das ist auch wichtig.
Die finanzielle Lage ist angespannt.
Das liegt mitunter daran, dass
die Klamotten immer schlechtere Qualität haben (minderwertige Materialien, nicht langlebig)
viele Leute verkaufen ihre gut erhaltenen Klamotten mittlerweile vermehrt selbst
Der Absatzmarkt im Ausland unterliegt oft starken Schwankungen und ist aktuell nicht sonderlich attraktiv
Die Transportkosten sind gestiegen (Maut, Benzin, Personal etc.)
In Zukunft sollen noch weitere Änderungen kommen.
Sie werden schon auf EU-Ebene diskutiert.
Die Hersteller der Textilien sollen sich nun auch finanziell an der Entsorgung beteiligen, wie schon bei Plastikverpackungen.
Damit würde mehr Geld für die Altkleidersammlungen zur Verfügung stehen.
Ökodesign: Außerdem sollen sie verpflichtet werden ihre Kleidung recycelbar herzustellen. Mischfasern z.B. Polyamid, Polyester mit Baumwolle gemischt sind schwer bis eigentlich nicht recycelbar.
Manchmal ergibt Recycling tatsächlich keinen Sinn,
weil das Material hinterher sehr schlecht ist und z.B. die recycelten Fäden zu schnell reißen.
Oder es wird so teuer, dass man hinterher keine Abnehmer findet.
Oder man braucht so viel Energie und Chemikalien, dass es umwelttechnisch mehr schadet als hilft.
Ergo: Nur weil etwas theoretisch recycelbar ist, ist es nicht umweltfreundlich. Deshalb sollen die Textilproduzenten dazu verpflichtet werden, ihre Textilien wirklich recycelbar herzustellen. Wann genau und wie das umgesetzt wird, ist noch nicht klar.
Interessiert euch das? Soll ich bei Neuigkeiten zu diesem Thema wieder berichten?
Ja, gerne
lieber andere Themen
Zero Waste = Kreislaufwirtschaft
Zusätzlich zielt die neue Richtlinie darauf ab, weniger Rohstoffe zu verwenden und verschwenden.
Denkt daran:
Für 1 kg Klamotten braucht man 1kg Chemikalien bei der Herstellung.
Weiterer Vorteil: Textilrecycling macht die EU unabhängiger von anderen Ländern.
Nur, damit wir uns richtig verstehen:
Die neue Richtlinie ist keine Lösung für unser Fast Fashion Problem oder illegale Mülldeponien in anderen Ländern etc. Sie legt lediglich den Grundstein dafür, dass mehr Textilien eingesammelt werden - und zwar in der gesamten EU. Damit ist die Voraussetzung für das Recycling überhaupt gelegt.
Das ist das Ziel der neuen Richtlinie.
Natürlich muss noch mehr kommen. Ich habe es schon angesprochen.
Was genau kommt, wann es kommt, wie es umgesetzt wird - das wird die Zukunft zeigen.
Was ihr tun könnt:
nur so viel kaufen, wie nötig.
auf gute Qualität achten
am besten Naturmaterialien wählen, da sie besser recycelbar sind und auch kein Mikroplastik absondern (siehe: So viel Mikroplastik entsteht durch Klamotten)
so lange nutzen, wie möglich
weitergeben, wenn es nicht mehr passt
selbst auch second hand kaufen
reparieren etc. (Alles zum Thema Reparieren)
Was haltet ihr von der neuen Regelung?
Was sollte Eurer Meinung nach bald passieren?
Wie handhabt ihr das mit den Textilien?
Habt ihr Fragen? Schreibt gerne in die Kommentare!
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Coole Recherche! Vielen Dank dafür. Ich Versuche meine Klamotten solange es geht zu tragen.
Liebe Grüße Anja