Wie man Berge von Plastikmüll an der Uni einsparen kann
Stellt euch diese Situation vor: Es ist Sommer. Es ist heiß. Ihr habt Durst, seid aber den ganzen Tag unterwegs. Etwas zu trinken habt ihr nicht mitgenommen, weil ihr eh schon so viel zu schleppen habt. So geht es beispielsweise den meisten Studenten. Der Rucksack ist voller Bücher, Unterlagen und Schreibutensilien. Da noch zwei Liter Getränke rein? Passt nicht mehr. Die zwei Kilogramm Gewicht von durchschnittlich zwei Liter Wasser pro Person am Tag sind auch nicht zu verachten. Also nimmt man lieber unterwegs ein Getränk to go oder kauft sich kurz vor der Uni oder in der Pause schnell eine Flasche Wasser. Meist in der PET -Flasche. Das produziert Berge von Plastikmüll. Mindestens 800 Millionen PET Flaschen sind pro Jahr in Deutschland im Umlauf. Das bedeutet knapp 1 Prozent des Ölverbrauchs in der EU geht in die Produktion der PET-Flaschen. Nur knapp 30 Prozent der PET-Flaschen in Deutschland sind Mehrwegflaschen. Diese erkennt man am Mehrwegzeichen auf den Flaschen, sowie am Pfand. 15 Cent für PET-Mehrwegflaschen, 25 Cent für PET-Einwegflaschen zum Wegwerfen. Glas wäre eine deutlich bessere Alternative. Glas wird nicht wie PET zum Downcycling nach China verschifft, sondern in Deutschland zu mehr als 85% recycelt. Außerdem kann man Glas - Mehrwegflaschen statt 10-15 Mal 50-60 Mal wiederbefüllen. Die Studenten der Universität in Kiel haben nun die Möglichkeit eine Menge Müll zu vermeiden und dabei auch noch Geld und CO2 zu sparen. Das ist einfach und bequem. Fill up heißt das Projekt von Henrike Stockel und Tamara Gripp, für das sie sich mittlerweile noch Unterstützung von Franziska Max geholt haben.
Auffüllen können die Studenten nun ihre eigenen Flaschen. Mit Wasser. Kostenlos. Ein vorbildliches und nachhaltiges Projekt, das den deutschlandweiten Ideenwettbewerb YOOWEDOO gewonnen hat. Laut Henrike Stockel, die in Kiel Umweltmanagement studiert, auch für andere Unis leicht umsetzbar. Henrike Stockel: Das Schöne an unserem Projekt ist, dass es auch ohne uns laufen kann. Es ist ein Selbstläufer. Die Arbeit, die wir mit Fill up haben, ist lediglich Aufklärung zu leisten. Mit Infoabenden oder -ständen. Zero Waste Familie: Wie wird Fill Up von den Studenten angenommen?
Henrike Stockel: Es wird sehr gut angenommen. Innerhalb von zwei Wochen haben wir 86 Flaschen verkauft. Die Resonanz an unseren Infoständen ist super! Wir bieten 0,5l-Flaschen mit Keramikbügel an. Die sind nicht zu groß und zu schwer. Außerdem gehen sie nicht schnell kaputt. Sie werden in Brandenburg aus Altglas produziert. Eine Flasche verkaufen wir für vier Euro. 1,50 Euro ist dabei Gewinn und damit finanzieren wir weitere Wasserspender. Dafür ist das Wasser kostenlos. In Kiel haben wir an der Uni sogar eine eigene Quelle und sehr gutes Wasser. Zero Waste Familie: Dürfen die Studenten auch andere Behälter, die sie vielleicht schon haben, mitnehmen? Henrike Stockel: Natürlich, das geht auch. Es geht ja darum, dass ein eigenes Mehrwegsystem entsteht. Wir wollen Müll vermeiden, vor allem den Plastikmüll, der durch PET Flaschen entsteht. Zero Waste Familie: Könnt Ihr abschätzen, wieviel Liter Wasser ihr schon verkauft habt und wieviele potentielle PET-Flaschen damit eingespart wurden? Henrike Stockel: Leider noch nicht. Unsere Wasserspender sind erst im Juni fertig.
Das liegt daran, dass man wegen des Denkmalschutzes in unserer Universität einiges an Verwaltung zu bewältigen hat und schauen muss, wo man die Wasserleitung für den Wasserspender anbringen kann. Ist es soweit, werden sie auch einen Zähler haben. Dann wissen wir mehr. Als Übergangslösung können sich die Studenten ihre Flaschen in den Teeküchen auffüllen. Theoretisch wäre es auch an den Waschbecken in den Toiletten möglich, aber es passen leider keine Flaschen zwischen Waschbecken und Wasserhahn.
Zero Waste Familie: Wie finanziert sich Euer Projekt?
Henrike Stockel: Hauptkostenfaktor sind die Wasserspender. Die Glasflaschen in der Mensa tragen sich von selbst und wir drei Mädels übernehmen die Informationsarbeit. Über den Ideenwettbewerb YOOWEDOO haben wir 2000 Euro Förderung erhalten. Damit können wir die Automaten finanzieren. Mehr ist es nicht. Zero Waste Familie: Könntest Du Dir vorstellen, dass Fill Up auch eine Möglichkeit für andere Unis wäre? Henrike Stockel: Auf jeden Fall. Sogar wenn die Uni keinen eigenen Brunnen hat, wie wir in Kiel, und damit einen Unkostenbeirag für das Wasser verlangen müsste. Gerade einmal 0,4 Cent kostet 1 Liter Leitungswasser. Wer gibt denn schon freiwillig das 75-fache mehr an Geld für Produkte aus, nur weil sie schon verpackt sind. Zero Waste Familie: Liebe Henrike, vielen lieben Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast für das Interview! Wir wünschen Dir und dem Fill Up Projekt auch weiterhin so viel Erfolg für die Zukunft! Mit Fill Up spart man folglich nicht nur Geld, sondern auch eine Menge Müll und CO2. Wer an dem Projekt interessiert ist, findet immer wieder Aktuelles, sowie den Kontakt, auf der Facebookseite von Fill up.
3. Juni 2015
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