Was macht man denn, wenn die Kinder nur Lego®[1] zum Spielen wollen?
Soll man das alles verbieten? Das ist eines der häufigsten Fragen, die Eltern in Bezug auf Zero Waste und Kinder stellen – interessanterweise. Am Beispiel Lego® wollen wir aber zeigen, dass es trotzdem leichter ist die Wünsche der Kinder mit dem Gedanken an Zero Waste zu verbinden, als man denkt. Ob ein Produkt nachhaltig ist, liegt oft am eigenen Verhalten.
Lego-Steine sind erst einmal Plastik und aus dem Grund ja nicht unbedingt Zero Waste kompatibel. Theoretisch könnte man es recyceln, wenn es kaputt oder nicht mehr gebraucht ist. Da die kleinen Steine aber keine Verpackung sind und die wenigsten Menschen eine Wertstofftonne haben, besteht selten die Möglichkeit Lego überhaupt dem Recycling zuzuführen. Das ist das Problem bei vielen Dingen, die aus Plastik bestehen, aber keine Verpackung sind.
Das Gute: die Steine bestehen fast ausschließlich aus ABS-Kunststoff, was einer der unbedenklicheren Kunststoffe ist. Dazu sind die Steine sehr langlebig. Der Papa hat damals zu seinem sechsten Geburtstag einen großen Sack voll gebrauchten (!) Steinen bekommen, die jetzt immer noch (3 Jahrzehnte später) wunderbar funktionieren. Lego ist aus unserer Sicht also kein „Teufelszeug“, vor allem da es multifunktional ist und man daraus viel machen kann, aber wie fast jedes aktuelle Unternehmen will auch Lego jedes Jahr möglichst viel neue Produkte verkaufen. Wie gehen wir jetzt damit um, wenn sich eines unserer Kinder ein neues Set wünscht, beispielsweise zu Weihnachten oder zum Geburtstag?
Gebraucht kaufen (Reuse):
Lego verkauft pro Jahr ca. 70.000.000.000 neue Steine. Auch das Set, das sich euer Kind wünscht – unglaublicherweise sogar Sets, die gerade frisch auf dem Markt sind - , wird sicher über die bekannten Kleinanzeigenportale gebraucht verkauft werden. Schaut am besten nach Anzeigen in eurer Nähe, dann könnt ihr bei der Abholung auf die Vollständigkeit des Sets achten. In jeder Anleitung sind die verbauten Steine auf den letzten Seiten einzeln aufgeführt und abgebildet. Wenn mal eine Anleitung fehlt, kann man sie sich als pdf auf der Lego-Website herunterladen.
Der Vorteil ist dabei auch, dass es in der Regel auch günstiger ist gebraucht als neu zu kaufen. Noch interessanter wird es, wenn das Set bei Lego bereits vergriffen ist. Bei diesen Sets verlangen gewiefte Händler dann für Neuware oft deutlich mehr, als die ursprüngliche unverbindliche Preisempfehlung und die Ersparnis ist doppelt so groß.
Konvolute kaufen (Reuse):
Wer kennt das nicht. Das neue Set wird aufgebaut und dann intensiv bespielt. Irgendwann kommt dann das kleine Geschwisterchen oder ein ungeschicktes Elternteil und das tolle Raumschiff liegt in Einzelteilen am Boden. Nach dem großen Wutanfall wird es natürlich nicht mehr aufgebaut, sondern landet bei den restlichen Lego-Bausteinen in der großen Kiste. Da sammeln sich dann über die Zeit kiloweise Bausteine an und irgendwann ist dann das Kind zu alt und Lego nicht mehr „in“.
Keiner hat mehr Lust die einzelnen Sets herauszusuchen und da schlägt eure Stunde. Diese Konvolute werden meist recht günstig verlauft, 10-15€ pro Kilo ist in der Regel ein guter Preis. Da ist dann vielleicht nicht immer das gerade heiß gewünschte Set enthalten, aber ein Konvolut kann auch ein bisschen als Schatzsuche verwendet werden. Welche Sets lassen sich aus den Teilen bauen? Ist vielleicht sogar ein altes gesuchtes (und damit „wertvolleres“) Set dabei? Und selbst wenn ihr nichts vollständig nach Anleitung aufbauen könnt, so ist es doch ein toller Fundus für kreatives Bauen. Und das ist ja eigentlich der Lego-Gedanke.
Wenn die Bausteine verdreckt sind, kann man sie reinigen. Viele Sammler waschen die Teile bei maximal 30°C (besser Kaltwäsche) in der Waschmaschine. Dazu die Steine in ein engmaschiges Wäschenetz oder einen Kissenbezug mit Reißverschluss geben und fest verschließen. Noch besser ist eine sogenannte "Washing bag", die kann wenigstens einen Teil des durchs Waschen entstehende Mikroplastik rausfiltern. Es wird meist eine hohe Schleuderzahl und Flüssigwaschmittel empfohlen, da Pulver in den Noppen hängen bleiben kann - muss aber nicht. Handwäsche mit Spülmittel geht aber natürlich auch. Danach auf einem Handtuch ausbreiten und trocknen lassen und die Lego-Steine sind so gut wie neu. Mikroplastik wird bei jeder Nutzung ein Thema bleiben - ob waschen oder spielen. Dafür sind die Bausteine langlebig und vielseitig. Es wird in diesem Artikel keine klare Empfehlung geben, ob ihr es nutzen sollt oder nicht. Das entscheidet ihr: Ihr müsst für Eure Lebenssitutation, für die Vorlieben Eures Kinder selbst entscheiden, was für Euch den geringsten Fußabdruck hinterlässt. Von uns gibt es kein schwarz, kein weiß, in diesem Fall nur grau, also wie man das Legothema möglichst nachhaltig gestalten kann.
Was aber wenn Teile fehlen?
Ihr habt gebraucht ein Set gekauft und dann fehlt doch ein Teil. Oder beim Saugen ist das ein oder andere Kleinteil in den unendlichen Weiten des Weltraums, äh Kinderzimmers, verschwunden und spielt jetzt fröhlich mit den Unmengen an zweiten, verschollenen Socken. Auch hier gibt es einfache Möglichkeiten das Set wieder zu vervollständigen.
Steine und Teile (https://www.lego.com/de-de/service/replacementparts/)
Bei Lego selbst kann man Steine einzeln nachkaufen. Das ist die sicherste Variante. Allerdings ist die Auswahl recht beschränkt und ihr bekommt nicht alle Steine. Dazu ist Lego selbst meist recht teuer.
Bricklink (https://www.bricklink.com/v2/main.page)
Die größte Plattform, um einzelne Legoteile zu erwerben, ist Bricklink. Hier gibt es wirklich jeden Legostein einzeln, denn es ist eine weltweite Plattform. Egal ob der Stein 50 Jahre alt oder brandneu ist. Die Preise liegen meistens unter denen von Lego selbst. Dazu gibt es umfangreiche Möglichkeiten zur Suche und zur Anlage von Wunschlisten. Ihr braucht aber eine kleine Einarbeitungszeit und solltet zumindest ein wenig Englisch verstehen. (Und wenn Ihr es nicht so gut könnt, dealt doch mit Bekannten oder Freunden: Hilfst Du mir, helfe ich Dir)
Tipp: Passt bei Bestellungen auf die Versandkosten und sogenannte „Handlingkosten“ auf. Da können bei einer Bestellung von wenigen kleinen Teilen im Verhältnis schnell recht hohe Kosten auf euch zukommen, vor allem wenn der Händler nicht aus Deutschland kommt. Eine sehr gute Anleitung für eine Bestellung bei Bricklink findet ihr hier: https://www.stonewars.de/anleitungen/bricklink-steine-fuer-den-moc-beschaffen/
Neben Bricklink gibt es auch noch einige Alternativen, auch aus Deutschland. Dabei handelt es sich aber meistens nur um einzelne Händler, die dementsprechend nicht das gesamte jemals erschienene Produktportfolio abdecken können. Ein Vergleich der Bezugsmöglichkeiten findet ihr hier: https://www.promobricks.de/lego-steine-suchen-und-finden-leicht-gemacht-ein-kleiner-leitfaden/70000/
Ich will aber gar nichts kaufen! Weiternutzen!
Lego ist ja eigentlich prädestiniert dafür, dass aus den vorhandenen Steinen etwas Neues gebaut werden kann. Nur manchmal fehlt es an Ideen und Inspirationen. Dafür gibt es Abhilfe:
Rebrickable (https://rebrickable.com/)
Das ist eine Seite für sogenannte MOCs (My Own Creation -dt: meine eigene Kreation). Dort zeigen also Lego-Fans, was sie sich ausgedacht und gebaut haben. Oftmals kann man auch die dazugehörige Anleitung samt Teileliste kostenlos oder für wenige Euro erwerben. Jetzt kommt aber das Beste: Wenn ihr die Sets eintragt, die ihr schon habt, kann euch Rebrickable zeigen, was ihr daraus bauen könnt! Beziehungsweise welche Teile euch noch fehlen oder ob ihr es bauen könnt, wenn ihr nicht so sehr auf Farbtreue achtet. Gerade wenn von den Geschwistern oder aus einem Konvolut ein großer Fundus an Lego-Steinen vorhanden ist, kann man hier ohne einen weiteren Kauf neue Modelle bauen.
Wenn ihr die englischen Seiten ein wenig zu unübersichtlich findet, kann ich euch noch zwei Erklär- Videos von dem Youtube-Kanal „Held der Steine“ ans Herz legen:
Zu Bricklink: https://www.youtube.com/watch?v=enw-qVIPkW0
Zu Rebrickable: https://www.youtube.com/watch?v=YGt8m_G3MVA
In den Videos erklärt Thomas Panke die Funktionen und die Bedienung der Plattformen und gibt noch ein paar kleine Tipps und Tricks weiter.
Und wenn es wirklich seit langem, der einzige, absolute Herzenswunsch ist, dann bestimmt Ihr, ob es das neue Set für Eure Kinder zu Weihnachten oder Geburtstag gibt. Denn jeder Schritt zählt, aber es müssen nicht alle auf einmal sein! Aber es ist natürlich Eure Sache, was Ihr daraus macht: Zero Waste Lego-Checkliste 1. Das Set ist nicht vollständig oder brauch ich nicht mehr. Gebt es als Konvolut weiter. Es dauert nur wenige Minuten eine kostenlose Anzeige bei den Kleinanzeigen aufzugeben. Und meist bekommt Ihr für diesen "Arbeitsaufwand" auch noch Geld. 2. Das Set ist nicht mehr vollständig, deshalb muss ein neues her? Vielleicht ist es besser Steine nachzukaufen. z.B. bei Bricklink 3. Ich will ein neues Set! Muss es neu sein oder darf es auch gebraucht sein? 4. Mich langweilen die Sets, die man schon aufgebaut hat! Dann verkauft es und und kauft euch gebraucht ein neues, tauscht mit anderen Legofans oder nutzt Rebrickable für neue Inspirationen und Anleitungen aus schon verhandenen Steinen.
Wie ökologisch ein Produkt ist, steht und fällt mit Eurem Umgang damit. Und Lego ist in diesem Fall ein perfektes Beispiel. Aber es gibt viele weitere: Stofftaschen sind von der Energiebilanz nur nachhaltiger als Plastiktüten, wenn man sie oft nutzt usw. Haben Eure Kinder Lego zu Hause? Wir handhabt Ihr das? Schreibt uns gerne unten in die Kommentare oder über das Kontaktformular.
[1] LEGO® ist eine Marke der LEGO Gruppe. Die vorliegende Website wird nicht von der LEGO Gruppe gesponsert, genehmigt oder unterstützt.
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