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Jedes Mal hast Du die Wahl!

So startest Du Zero Waste!

09.10.2018 Für das Mitgliedermagazin "Grünfläche" der hessischen Grünen habe ich im Sommer einen Artikel über Zero Waste geschrieben. Ich musste mich relativ kurz halten, obwohl ich am liebsten gleich ein ganzes Buch geschrieben hätte, schließlich stand mir das genaue Thema frei:-), aber die Quintessenz ist gerade sehr aktuell: Wir stehen kurz vor der Landtagswahl in Bayern. Aber man sollte nicht vergessen: wir wählen nicht nur dann! Wir wählen mit jedem Einkauf, mit unserem Konsum, jedes Mal! Das sollte man sich auch bewusst machen! Also hier kommt keine Parteiwerbung, sondern ich werbe für ein paar Gedanken, die man sich grundsätzlich vor dem Einkauf machen sollte ! Übrigens fragen mich häufiger unterschiedliche Parteien, die sich für Umweltschutz interessieren, für Vorträge und Podiumsdiskussionen an. Für mich gilt: Wer Fragen zum Thema Zero Waste hat, bekommt auch eine Antwort 😉!

Auf einer Steinmauer steht eine Edelstahlflasche, 1 Bügelglas mit schwarzen Tee und ein weißer Beutel

Kenne Deinen Müll, dann kannst Du ihn auch vermeiden!

Seit vier Jahren lebe ich Zero Waste. Vor vier Jahren kannte diesen Begriff kaum einer und meine Familie und ich waren ein Kuriosum, weil wir versuchten, möglichst wenig Müll zu fabrizieren. Heute hat die Bewegung, die eigentlich schon aus den 70ern stammt, glücklicherweise neuen Schwung bekommen. Denn so weiter machen, wie bisher, geht nicht. Wir haben keine drei Erden zur Verfügung, die wir beim deutschen Lebensstandard aktuell bräuchten. Zero Waste bedeutet übersetzt „null Müll“, aber auch „null Verschwendung“. Der Rohstoffkreislauf soll geschlossen bleiben. Das ist eine Utopie, ein Ideal, das nicht zu erreichen ist. An der Utopie orientieren wir uns, versuchen ihr möglichst nahe zu kommen und vielleicht erreichen wir sie auch irgendwann einmal. Aber da stellt sich die gleiche Frage wie bei der Perfektion. Gibt es das denn überhaupt? Denn schließlich hinterlässt jede Art des Konsums, und sei es nur unser Essen, einen Fußabdruck und manchmal ist dieser noch nicht einmal auf den ersten Blick ersichtlich. Also lohnt es sich die Mülldiät überhaupt anzufangen? Ja, es lohnt sich. Denn in der Summe erreicht man eine ganze Menge. Was kann ein einzelner ausrichten? Das fragten sich 80 Millionen, nur in Deutschland. Würde man im Jahr nur 1kg Müll einsparen von den durchschnittlichen 626kg pro Verbraucher, dann wären das schon mal 80 Millionen kg Abfall im Jahr weniger. 80 Millionen kg, die nicht produziert werden müssten. Und es sind weit mehr drin als nur 1kg im Jahr und das ohne sich kasteien zu müssen.

Doch wo fängt man an?

Ganz ehrlich: Egal wo. Die einen starten damit, dass sie für Obst und Gemüse waschbare Stoffbeutel mitnehmen, die anderen fahren weniger Auto oder verzichten bewusst auf den Karibik–Urlaub, der in Bezug auf den CO2-Ausstoß eines der krassesten Sachen ist, die man legal machen kann. Wiederum andere gehen von Zimmer zu Zimmer und versuchen Alternativen für die Wegwerfprodukte zu finden z.B. Bienenwachstuch oder einfach eine Schüssel mit Deckel statt Frischhaltefolie, setzen auf Großpackungen und Einkaufsgemeinschaften oder Konzentrate (wie Zahntabletten statt Zahnpasta, Shampoo als Seifenriegel statt in der Tube). Manche fangen mit einfachen Dingen an wie Leitungswasser trinken statt es in Flaschen abfüllen zu lassen, lehnen Werbung im Briefkasten ab oder den Strohhalm beim Essengehen und trinken den Kaffee total unmodisch einfach zuhause oder in der Arbeit aus einer abspülbaren Tasse statt den Coffee-to-go- Becher in die Tonne zu werfen. Im Endeffekt bedeutet das: Kenne Deinen Abfall, dann weißt Du auch, wie Du ihn vermeiden kannst! Bei Zero Waste helfen sechs R-Säulen, damit der Abfall erst gar nicht entsteht:

  • Refuse - Ablehnen, damit der Müll erst gar nicht ins Haus kommt und zum persönlichen Problem wird.

  • Reduce - Reduzieren auf das, was man tatsächlich braucht.

  • Reuse – Wiederverwenden

  • Repair – Reparieren

  • Recycle – den gleichen oder einen gleichwertigen Stoff mit Hilfe von Energie wiederherstellen

  • Rot – Kompostieren

Im Endeffekt bedeutet das, dass man sich vor jedem Einkauf fragt: Brauche ich das wirklich und regelmäßig? Wäre Leihen eine Option? Kann ich es durch etwas, das ich schon habe ersetzen oder gebraucht kaufen? Ist es nachhaltig hergestellt worden oder gibt es bessere oder fairere Produzenten? Kann man es reparieren und bekomme ich Ersatzteile? Zugegeben bei Alltagsprodukten ist eine Reparatur wenig wirtschaftlich. Oft sind die Ersatzteile sehr teuer und dann kommen zudem noch die Kosten für die Arbeitszeit mit dazu. Aber genau da stellt sich die Frage: Wie kann es bitteschön sein, dass es sich lohnt, ein Produkt zu entsorgen und es komplett von der Pike auf neu herzustellen (Rohstoffe gewinnen und verbrauchen, Energie, Arbeitszeit, Transport etc.) statt einfach nur Arbeitszeit zu investieren und ggfs. ein Teil auszutauschen? Nachhaltig ist das nicht. Logisch auch nicht. Die Schweden sehen das auch so und wollen Steuervergünstigungen anbieten, damit sich reparieren wieder lohnt. Eine Möglichkeit? Mittlerweile muss man da sehr gut beim Einkauf aufpassen. Beispiel: War es früher gang und gebe, dass man die Glühbirnen in Lampen austauschen konnte, muss man heute beim Einkauf sehr darauf achten, dass das noch möglich ist. Denn ansonsten ist die Lampe nach Ableben des Leuchtmittels Elektroschrott. Ein Wegwerfprodukt aus wertvollen Rohstoffen. Generell ist es eine Frage, die man sich beim Einkauf stellen sollte: Was passiert, wenn das Produkt kaputt und nicht mehr zu reparieren ist? Ist es recyclingfähig (technisch möglich und wirtschaftlich)? Bei Kunststoffen ist das selten so. Da handelt es sich eher um Downcycling. Häufig ist es rentabler zu verbrennen (thermische Verwertung) oder weiterzuverkaufen (bestenfalls in der Hoffnung, dass es im Ausland verwertet wird). Die letzten beiden Punkte zählen für mich aber nicht mehr zum Recycling. Sie sind nur eine Umdefinierung. Asche ist für einen Chirurgen oder seinen Patienten schließlich sicherlich nicht ansatzweise so wertvoll, wie ein Herzkatheter. Wir folgerten daraus: Möglichst auf Kunststoffe verzichten. Zumindest bis wir es geschafft haben, sie nachhaltig und unbedenklich herzustellen. Aber da sind nicht nur wir, sondern auch die Wirtschaft und Politik gefragt. Trotz allem: Jeder Erwerb eines neu produzierten Produkts, jede damit verbundene Ressource, erhöht unseren persönlichen Fußabdruck. Und für den ist niemand anders außer wir selbst verantwortlich. Also sollten wir uns vor jedem Einkauf fragen: Kaufe ich überhaupt und wenn ja was? Wir haben also die Wahl. Nicht erst alle paar Jahre, sondern jeden Tag. Wie ist das bei Euch? Fällt es Euch leicht, die richtige Wahl zu treffen? Wenn ja, wann? Wenn nein, in welcher Situation? Schreibt mir Eure Gedanken gerne in die Kommentare! Eure Stefanie Kießling

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