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Mikroplastik in Meerestieren

- und welche Rolle die Verpackung spielen kann

Meerestiere in Schüsseln auf einem Holztisch. Schriftzug: 30g Mikroplastik

18.8.2020 30mg Mikroplastik isst man bei einer durchschnittlichen Portion Sardinen mit - das fanden Forscher der Universitäten Exeter und Queensland bei einer gemeinsamen Studie durch Stichproben heraus.1.) Nur damit man eine ungefähre Vorstellung hat: 30mg entspricht einem Gewicht von einem Reiskorn. Außerdem untersuchten sie die Belastung bei Garnelen, Austern, Tintenfisch und Krabben, die sie alle auf einem Markt kauften, wo auch Ottonormalverbraucher einkaufen hätten können. Teilweise kamen sie aus Fischzuchten wie die Austern oder die Königsgarnelen, teilweise waren sie Wildfang wie die Sardinen. Für ihre Studie nutzten sie auch nur die Teile, die in der Regel auch gegessen werden. Deshalb analysierten sie auch nicht den Kopf der Königsgarnele, weil das in der Regel nicht auf dem Teller landet. Es sollte damit ein realistischer Wert entstehen, wieviel Mikroplastik man als Verbraucher im Durchschnitt bei einer Portion dieser Meerestiere anfällt. In allen Proben fanden sie die Kunststoffart Polyvenylchlorid, kurz PVC. Ingesamt testeten sie auf die sechs im Meer am häufigsten vorkommenden Kunststoffe: PVC (kommt in Spielzeugen, Böden oder Trampolinnetzen vor), PMMA (Polymethylmethacrylat, bekannt als Acrylglas) und typische Verpackungsmaterialien wie PE, PP, PET (Flaschen!) und Polystyrol.

5 Sardinen auf Salz in einer Auflaufschale
Sardinen sind stark mit Mikroplastik belastet

Sardinen wiesen die höchste Belastung an Mikroplastikpartikeln auf, Tintenfisch die niedrigste. Bekannt ist schon seit einigen Jahren, dass sich in Meerestieren Mikroplastik befindet. Das Ausmaß, also wieviel Mikroplastik man dazu im Durchschnitt findet, ist aber neu und gerade das recht hohe Ergebnis bei Sardinen überraschte die Forscher doch sehr. Bisher ging man nämlich davon aus, dass Austern die am meisten belasteten Meerestiere sind. Erste Studien zu den Austern gab es schon von der EFSA und der WWF. Gerade Austern filtern das Wasser in ihrer Umgebung und deshalb ging man davon aus, dass sich die Mikroplastikpartikel in ihnen besonders ansammeln würde. Man weiß aber auch, dass die Partikel im Allgemeinen über die natürliche Umgebung, durch Futter und Schwebeteilchen durch die Tiere aufgenommen werden. Und noch ein Faktor spielt eine Rolle, der für viele sicherlich überraschend ist: Die Verpackung! Gerade bei Sardinen spielte das eine wichtige Rolle. Diese gab es handelsüblich auf dem Markt in den Knotenbeuteln aus Plastik, die man auch aus dem Supermarkt für Obst und Gemüse kennt, und so kauften sie die Forscher auch. Die Knotenbeutel bestehen aus Polyethylen, kurz PE. Man weiß aus vergangenen Studien, dass allein beim Öffnen von Plastikverpackungen (Folie, Beutel oder andere Kunststoffgefäße) bis zu 250 Mikroplastikteilchen/cm generiert werden können 2.) und dass allein von der Verpackung auf das Produkt durchschnittlich zwischen 4 bis zu 18,7 Plastikpartikeln 3.) übergehen können. Und auch in dieser Studie fand man einen ernstzunehmenden Anteil an PE - Teilchen, die nicht aus ihrer natürlichen Umgebung kamen, sondern von der Verpackung. Die Forscher der Universitäten Exeter und Queensland empfehlen deshalb dringend in ihrer Studie, dass man hierzu deutlich mehr Untersuchungen durchführen sollte, die dabei besonderes Augenmerk auf einen Partikelübergang über die Verpackung legen. Dies dient der Lebensmittelsicherheit. Immerhin weiß man seit einer Schweizer Studie aus dem Jahr 2019, dass wir im Mittel 5g Mikroplastik pro Woche durch Essen und Getränke aufnehmen4.) Das ist ca. eine Kreditkarte pro Woche. Man geht zwar davon aus, dass der Großteil durch den Darm ausgeschieden wird, man weiß aber auch, dass bei einer gewissen Größe - oder sollte man sagen Winzigkeit? - auch ein Übergang in Zellen möglich wäre. Was das genau bedeutet und welche Folgen das hat, daran arbeiten die Wissenschaftler. Diese Studien zeigen einmal mehr, wie der sorglose Umgang mit Plastik wieder auf uns zurückfällt. Denn Kunststoffe produzieren sich nicht selbst, um sich dann ins Meer oder die Umwelt zu schmeißen und sich als Mikroplastik in unsere Körper einzuschleichen.

1) Quelle: Quantitative Analysis of Selected Plastics in High-Commercial-ValueAustralian Seafood by Pyrolysis Gas Chromatography MassSpectrometryFrancisca Ribeiro,*Elvis D. Okoffo, Jake W. O’Brien, Sarah Fraissinet-Tachet, Stacey, Environ. Sci. Technol.2020, 54, 15, 9408–9417, Publication Date:July 9, 2020,https://doi.org/10.1021/acs.est.0c02337,Copyright © 2020 American Chemical Society

2.)Quelle: Sobhani, Z.; Lei, Y.; Tang, Y.; Wu, L.; Zhang, X.; Naidu, R.;Megharaj, M.; Fang, C. Microplastics generated when opening plasticpackaging.Sci. Rep.2020,10, 4841

3.)Quelle: Kedzierski, M.; Lechat, B.; Sire, O.; Le Maguer, G.; Le Tilly, V.;Bruzaud, S. Microplastic contamination of packaged meat: Occur-rence and associated risks.Food Packag. Shelf Life2020,24, 100489.

4. Quelle: Dalberg, W.; Bigaud, N.No plastic in nature: assessing plasticingestion from nature to people; Glan: Switzerland, 2019

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