top of page

Plastiksparen für Anfänger - so klappt es!

Stefanie Kießling mit einem Korb voll in Plastik verpackter Produkte

Plastikfasten

Statt auf Süßigkeiten zu verzichten ist es ja Trend auf Plastik in der Fastenzeit zu verzichten. Aber Plastikfasten lohnt sich jeden Tag!

Wie bei jeder Diät ist es nicht so einfach, sie durchzuhalten. Insbesondere dann nicht, wenn man nicht weiß, wie es geht. Ich zeig euch, wie es geht!

Wer Plastik fasten möchte, sollte sich vorher bewusst machen, dass man schwer die Wochen bis Ostern wirklich komplett ohne Plastik auskommen kann. Verabschiedet euch von 100% und Perfektionismus! Grund: Plastik ist überall!

Allein die Kabel für Strom sind mit Plastik umhüllt! Auch der Computer oder das Handy, an dem ihr sitzt, hat Kunststoffbestandteile. Könnte man darauf verzichten? Schwierig....

Trotz allem lohnt es sich!

Schließlich verzichtet man beim Essensfasten ja auch nicht auf Getränke!!!

Deshalb mein Vorschlag für den Anfang:


- Reduziert Einwegplastik!


- Reduziert Mikroplastik!



Mikroplastik reduzieren - so geht's!

Das Wegwerfplastik macht den größten Plastikberg aus, den wir produzieren. Diesen kann man aber relativ leicht verringern. Vieles sind eh Verpackungen und Wegwerfprodukte aus Plastik. Diese landen in der Natur, in unseren Flüssen und im Meer. Das schädigt unsere Umwelt, die Tiere leiden, Chemikalien lösen sich und Mikroplastik entsteht. Wodurch? z.B. unsachgemäße Entsorgung! (Guckt mal hier: so landet Abfall in der Umwelt, wenn die Müllabfuhr kommt - mitten in Deutschland)

Plastik zersetzt sich mit der Zeit durch Reibung, Sonnenlicht und Zerfall zu kleinen Teilchen. Unter 5mm Größe spricht man von Mikroplastik.

Aber auch zwei weitere Punkte bringen unheimlich viele Mini-Plastik-Partikel in unsere Binnengewässer:



Kleidung
Waschmaschine und Trockner in einem minimalistischen Badezimmer

Beim Waschen von Fleece-Klamotten oder flauschiger Synthetikkleidung schleust sich pro Waschgang eine immense Menge an Mikroplastik ins Wasser. Allein 35% des Mikroplastiks in den Meeren stammt von synthetischer Kleidung. Also Klamotten, die z.B. aus Polyamid oder Polyester bestehen. Viele denken, das meiste würde aus der Industrie stammen. Stimmt aber laut einer Studie der International Union for Conservation of Nature (IUCN) nicht. 77% fallen dabei auf private Haushalte zurück, also auf uns.

Noch mehr Mikroplastik durch Klamotten gelangt nur noch durch einen Ablufttrockner in die Umwelt. Pro Jahr können das 60-90 Millionen Mikroplastikpartikel sein. (2)

Trocknet ihr also ein Kilo Kunstfaserklamotten entstehen so zwischen 200mg und 300mg Mikroplastik. Das könnt ihr z.B. Einatmen.

Eine Studie hat gezeigt, dass wir pro Stunde 16.2 Plastikpartikel einatmen. In der Woche kommt ihr damit auf eine ganze Kreditkarte.


Kosmetik
Mikroplastik in Kosmetik: Wimperntusche, Conceiler und Eyeliner, sowie Countouringpalette

Auch Kosmetik wartet mit Mikroplastikperlen auf. Sie sind oft mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, stecken aber gerne in Peelings, Shampoos oder Spülungen. Sie können u. A. in flüssiger Form vorkommen und sind so für den Verbraucher nicht ersichtlich. Die Kläranlagen können Mikroplastik, das per Definition kleiner als 5mm ist, bislang nicht komplett herausfiltern.

Laut EU Beschluss im September 2023 müssen Firmen mit Absicht zugesetztes Mikroplastik in den kommenden Jahren eliminieren. Ausgenommen davon ist aber flüssiges Mikroplastik. Das ist nämlich streng genommen keines, da es weder fest noch wasserunlöslich ist. Trotzdem gibt es Bedenken zur Umweltverträglichkeit. Wenn Ihr mehr darüber wissen wollt, dann schaut mal in meinen Artikel "Mikroplastik in Kosmetik - erkennen und vermeiden" rein.


Die Folgen von Mikroplastik

Mittlerweile finden wir dadurch sogar Mikroplastik in unserem Trinkwasser (Studie), aber auch in unserem Körper.

Wir wissen, dass wir mindestens 5 mg pro Woche an Mikroplastik aufnehmen. Das weiß man, weil wir Menschen im Schnitt soviel über den Stuhl ausscheiden. Ob wir all das Mikroplastik ausscheiden, was wir aufnehmen? Unklar. Es ist durchaus möglich und auch bewiesen, dass kleinste Kunststoffpartikel im Körper für unbestimmte Zeit zurückbleiben. So fand man im Herzen, in der Lunge, im Gehirn, im Herzen etc. schon kleinste Plastikteilchen. (3)

Was es dort auslöst, kann man nur ansatzweise. Beispiel: Mikroplastikteilchen in der Luft können die Atmung beeinträchtigen und zu Zellveränderungen in der Lunge (1) bzw. zu negativen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit bis hin zur Lungenkrankheit COPD haben. Man weiß aber auch, dass Nanopartikel die Darmwand passieren können und es dadurch zur Beeinträchtigungen bei der Verdauung kommen kann.


Wie reduziere ich Wegwerfplastik und Mikroplastik?


- Vermeidet Synthetikkleidung!

Zieht in der Plastikfastenzeit keine synthetischen Fleece oder Flauschklamotten an! So müsst ihr sie nicht waschen.

Wollt ihr generell auch nach dieser "Probezeit" darauf verzichten, weicht auf Naturfasern aus wie

👉 Baumwolle,

👉 Hanf,

👉 Seide (bei Peace Silk dürfen die Raupen wenigstens weiterleben),

👉 Leinen oder

👉 Wolle oder

👉sogenannte Regeneratfasern aus. Das sind Chemiefasern aus natürlichen Polymeren. Das sind z.B. Modal oder Lyocell - Tencel ™ von Lenzing.

Es gibt sogar Alternativen für Fleece z.B. Baumwoll- und Wollflies. Diese findet man bis dato nur bei ökologisch orientierten Händlern und selten im konventionellen Kaufhaus. Schritt für Schritt könnt ihr eure Klamotten aus Kunststoff gegen natürliche Materialien aus. Denn letztendlich sondert jede Plastikkleidung (Polyester, Polyamid etc.) beim Waschen und im Trockner Mikroplastik ab. Fleece und Flausch - Teile allerdings besonders stark.


- Verzichtet auf Kosmetik mit Mikroplastik

Mikroplastik ist deklarationspflichtig in Kosmetik. Seht euch deshalb die "Zutatenliste" genau an! Hinweise geben beispielsweise diese Begriffe:

  • Polyethylen: Pe

  • Polypropylen: PP

  • Polyethylenterephtalat (PET)

  • Polyquaternium-7: P-7

  • Nylon-6: Nylon-6

  • Nylon-12: Nylon-12

  • Polyurethan: PUR

  • Ethylen-Venylacetat - Copolymere: EVA

  • Acrylates Copolymer: AC

  • Acrylates Crosspolymer: ACS

Der Bund hat zudem einen Leitfaden (PDF, ab Seite 4) mit Produkten, die Mikroplastik enthalten, herausgegeben. Verzichtet auf diese Artikel!


Sehr hilfreich & der einfachste Weg:

Die Tox-Fox App & CodeCheck App

Diese Apps möchte ich euch aus eigener Überzeugung ans Herz legen. Sie zeigen euch, ob Mikroplastik enthalten ist - auch ohne halbes Chemiestudium der Inhaltsstoffe. Des Weiteren listen sie euch andere bedenkliche Stoffe wie Hormonstörer auf. Sie ist kostenlos und einfach zu handhaben. Ihr braucht nur den Barcode des Produkts mit dem Handy scannen und schon zeigt es euch an, ob Kunstfasern enthalten sind.


- Wegwerfplastik reduzieren

1. Stofftaschen/Körbe statt Plastiktüten zum Einkaufen verwenden (auch für Gemüse! Nehmt sie mit und plant ausreichend ein!)

2. Großpackungen, Konzentrate oder Nachfüllpacks kaufen. Das spart viele kleine Verpackungen!

3. Kauft Obst & Gemüse nach Möglichkeit offen!

4. Milch, Joghurt, Limo, Bier, Saft, Sahne und Essig gibt es in Glaspfandflaschen.

5. Bei Wurst/Käse/Kuchen auf die Zwischenplastiklagen verzichten (bittet das Personal gleich bei der Bestellung darum)

6. Lasst an der Frischetheke Produkte in mitgebrachte Gefäße packen (ist erlaubt, siehe Blog-Artikel Trau Dich!)

7. Nutzt spezielle feste Kosmetikprodukte statt flüssiges Shampoo, Duschgel, Rasierschaum, Handseife etc. So spart ihr Umverpackungen aus Plastik!

8. Selber kochen statt stark verpacktes Fertigessen, wann immer es möglich ist!

9. Setzt auf Mehrweg: für Coffee-to-go oder Tea-to-go den eigenen Becher mitbringen oder ein Mehrwegsystem nutzen! Manchmal bekommt ihr das Getränk dann sogar billiger!

10. Als Brotzeit für Kindergarten, Schule, Uni, Arbeit: Nutzt wieder verwendbare Pausenbrotboxen und Flaschen und befüllt sie selbst und frisch.


Hier kommt mein persönlicher Lieblingstipp:

In meinen bald zehn Jahren Zero Waste hat er sich als am nachhaltigsten herausgestellt. Ich erwähne ihn immer wieder auf meinen Vorträgen, in Workshops, Interviews und Schulungen! Denn viele kommen auf diesen Weg nicht!


Setzt auf Resteverwertung! Mehr als 30% wirft ein deutscher Haushalt an Lebensmitteln weg. Nehmt einmal an, ihr würdet alle Lebensmittel nur in Plastik bekommen. Würdet ihr also Eure Lebensmittel besser verwerten, würdet ihr 30% weniger nachkaufen müssen und somit 30% an Plastik sparen.


Das ist vor allem ein wertvoller Tipp für Menschen, die nicht die Wahl zwischen verschiedenen Lebensmittelläden haben. Denn ein paar Läden verkaufen Obst und Gemüse fast ausschließlich verpackt.

Obst und Gemüsetheke eines deutschen Lebensmittelladens. Viele Lebensmittel sind in Plastik verpackt.

Es gibt ein paar Supermärkte, die bieten zwar viel unverpackt, aber wenn man deshalb 10 Ehrenkilometer fahren müsste, ist das gar nicht mal so ehrenhaft. Achtet lieber auf Lebensmittelverwertung!

Das sind nun ein paar Baustellen für Euch für den Anfang. Es gibt bei weitem noch viel mehr Tipps. Insbesondere, wenn man versucht das ganze Leben und nicht nur ein paar Wochen in der Fastenzeit auf weniger Plastik umzustellen.

Wir haben übrigens auch mit der Plastikreduzierung angefangen und sind 2014 beim Zero Waste gelandet. Zero Waste bedeutet eben auch weniger Plastik, da es nicht recycelbar, sondern meist nur downcycelbar ist. Wäre es recyclingfähig könnte der gleiche oder ein gleichwertiger Stoff unter Energieaufwand wieder hergestellt werden. Das ist bei Plastik kaum oder gar nicht möglich. Der Rohstoffkreislauf bleibt nicht erhalten und wir greifen damit unwiederbringbar die Ressourcen unserer Erde an. Die Tipps für Zero Waste passen also i.d.R. auch für Menschen, die (nur) auf Plastik verzichten wollen.


Manche glauben, es bringe nichts, wenn man versucht auf Plastik zu verzichten...


Klar, manchmal fühlt man sich so klein, als könne man nichts ausrichten.

Aber habt ihr schon einmal mit einer Mücke im Zimmer versucht zu schlafen?


"Ein Einzelner, was kann der schon ausrichten?...
... -fragten sich 80 Millionen Deutsche, Millionen Österreicher, Millionen Schweizer..."
2014 Stefanie Kießling, Journalistin und Autorin von www.zerowastefamilie.de zum Thema Zero Waste, Plastikvermeidung und Nachhaltigkeit


Quellen:

1) (Exposure of Human Lung Cells to Polystyrene Microplastics Significantly Retards Cell Proliferation and Triggers Morphological Changes

Goodman, Kerestin E.; Hare, Joan T.; Khamis, Zahraa I.; Hua, Timothy; Sang, Qing-Xiang Amy

Chemical Research in Toxicology (2021), 34 (4), 1069-1081CODEN: CRTOEC; ISSN:0893-228X. (American Chemical Society)

2.) (Quelle: Environ. Sci. Technol. Lett.2022, 9, 2, 120–126, Microfibers Released into the Air from a Household Tumble Dryer)

3. "How microplastics are transported and deposited in realistic upper airways?" (2023),  Mohammad S.Islam, Md. Mizanur Rahman, Hamidreza Mortazavy Beni, Md. Ariful Islam, Puchanee Larpruenrudee, YuanTongGu,6 Akbar Arsalanloo, and Emilie Saure

2 Comments


Guest
Mar 07

Ich werde auf jeden Fall bei den Lebesmitteln anfangen. Da werde ich mich wohl einmal mit Resteverwertung beschäftigen müssen....

Liebe Grüße Linda

Like
Stefanie Kießling
Stefanie Kießling
Aug 23
Replying to

Das klingt doch nach einem Plan..viel Spaß dabei und lass es mich wissen, wenn du nicht weiterkommst. Vielleicht finden wir ja hier sonst eine Lösung.

Herzliche Grüße Stefanie

Like
bottom of page