In Deutschland werden pro Jahr knapp 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. Davon kommen 90 % aus Deutschland. Dabei handelt es sich meistens um sogenannte Sonderkulturen. Das sind in der Regel plantageartige Intensivkulturen, bei denen auch Dünger und Pestizide eingesetzt werden. Im Gegensatz zu Plantagen gibt es auch Waldbetriebe. Die machen in Deutschland aber nur einen geringen Anteil aus (15%). Da werden oft Bäume unter Stromtrassen geplanzt und dann als Weihnachtsbaum geschlagen. Oder es werden "störende" Bäume dem Wald entnommen etc. Manchmal kann man sie sich sogar selbst aussuchen. Allerdings ist es bei Waldbetrieben nicht garantiert, dass dann kein Mineraldünger oder keine Pestizide eingesetzt werden. Da muss man immer extra nachfragen. Allerdings bringt ein Wald, der aus verschiedenen Baumarten und Bäumen verschiedenen Alters besteht, einen großen Vorteil für die Artenvielfalt. Dadurch ist er besser als eintönige Plantagen.
Weihnachtsbaum mit Öko-Siegel
Noch besser dagegen sind Waldbewirtschaftungen mit einem Biosiegel wie Naturland, Bioland, Demeter, Biokreis oder staatliche Bio-Zertifikate (EG-Öko-Verordnung).
Diese Betriebe dürfen keine Mineraldünger, Pestizide oder Wachstumsregulatoren einsetzen. Darüber hinaus haben einige dieser Betriebe noch strengere Regeln, die der Umwelt zu Gute kommen. Bei Naturland beispielsweise werden 10% des Waldes komplett aus der Nutzung herausgenommen, was wiederum der Artenvielfalt zu Gute kommt.
Oft gehen sie auch neue, experimentelle Wege: Statt Herbiziden können z.B. Schafe zum Einsatz kommen. Die fressen die Pflanzen rund um die Setzlinge herum. Diese Shropshire-Schafe sind nämlich Feinschmecker und fressen nur die Gräser, verschmähen aber die zukünftigen Weihnachtbäume.
Auch bei Rußtau kommen keine Insektizide oder Fungizide zum Einsatz -stattdessen u.A. Blühstreifen für Bienen. Hintergrund: Honigbienen helfen bei der Bekämpfung des Rußtaupilzes. Der ruft den schwarzen Belag hervor. Dadurch werden die Weihnachtsbäume unverkäuflich. Der Rußtaupilz wird begünstigt durch den Honigtau. Die Honigbienen sammeln aber den Honigtau, so dass weniger Rußtau entsteht
Zusätzlich setzen sie auf Marienkäfer und Molke. Denn Honigtau wird von Läusen hervorgerufen und mit Marienkäfern und Molke kann man sie in Schach halten, so dass sie gar nicht erst über Hand nehmen.
Aber auch das FSC-Siegel macht Sinn.
Dieses Siegel tragen nicht die Weihnachtsbäume, sondern die Wälder, die so bewirtschaftet werden. Das hat formale Gründe. Aber wenn zu lesen ist "Weihnachtsbäume aus einem FSC-zertifiziertem Forstbetrieb", dann wisst ihr, dass auch hier keine Pestizide oder Mineraldünger eingesetzt werden.
Diese "Öko"-Weihnachtsbäume machen laut der Umweltschutzorganisation "Robin Wood" gerade einmal 1% aus. Viele Händler bieten ungespritzte Weihnachtsbäume bisweilen nicht einmal an.
Damit ihr nicht ewig suchen müsst, gibt es
eine deutschlandweite Liste mit Anbietern, die das Biosiegel tragen: Die findet ihr unter www.RobinWood.de oder für 2023 gleich hier als PDF zum Download.
Unbehandelte Bäume:
Nicht alle "Öko-Plantagen" haben ein Siegel. Besonders bei kleinen Betrieben ist das der Fall. Einige können aber trotzdem glaubhaft machen, dass sie ökologisch wirtschaften und garantieren, dass sie auf den Einsatz von Pestiziden, Fungiziden etc. verzichten. Für uns Verbraucher ist das oft nicht so einfach nachvollziehbar.
Kleine Hilfe: Der BUND Naturschutz bringt für Bayern immer einen Einkaufsführer heraus, der auch diese Anbieter mit einbezieht. Diesen findet ihr hier.
Sind "Öko-Bäume" viel teurer?
Manche haben angst, wenn sie bio kaufen, dass sie es sich nicht leisten können. Die Preise hängen aber stark von Region und Anbieter ab. Man kann pauschal nicht sagen, dass sie viel teurer sind.
Ich habe euch basierend auf der Preisumfrage von Robin Wood eine Tabelle erstellt.
Da könnt ihr euch selbst einen Eindruck machen.
Weihnachtsbaum - Checkliste: Darauf könnt Ihr achten
· Frisch aus dem Wald
· Regional (eventuell ohne Auto)
· Bio (EU-Bio, Naturland, Bioland, Demeter, Biokreis)
· Oder wenigstens ungespritzt (freiwillige Selbstverpflichtung) -> siehe BUND Liste
· Bäume, die bei der Waldpflege anfallen oder unter Leitungstrassen wachsen etc
· Kleine Bäume nutzen (Podest) oder auch schiefe mit Makeln
· Oder nur Zweige (Gesteck)
Zweige statt Weihnachtsbaum
Das Gleiche gilt natürlich für Zweige.
Ursprünglich hat man übrigens grüne Zweige ins Haus geholt. Irgendwann wurde es statt Zweigen ein Baum. Die Zweige und Weihnachtsbäume hingen übrigens oft an der Decke. Erst dann wurde es zur aktuellen Tradition mit dem stehenden Nadelbaum.
Wir handhaben das übrigens "ganz altertümlich" mit einem Gesteck über dem Esstisch. Das hat sich so angeboten bei kleinen Kindern. Außerdem hat es Vorteile bei Haustieren.
Damit sind wir auch schon bei den Alternativen zu einem herkömmlichen Weihnachtsbaum. Für ein "Gesteck" über dem Tisch oder stehend in einem Topf ist es nicht nötig, einen ganzen Baum zu fällen. Stattdessen kann man sich auch mit drei, vier Zweigen je nach Größe begnügen.
Etwas mehr Zweige bräuchte man beim
Keinachtsbaum.
Der Keihnachtsbaum ist ein Holzgestell mit Dreifuß für den sicheren Stand und Zweigen. Das nadelige Grün wird dabei in die vorgestantzten Löcher hineingesteckt, so dass optisch ein Baum entsteht. Hinterher sieht man den Unterschied zu einem echten Weihnachtsbaum kaum.
Beim Keinachtsbaum erwirbt man einmalig das Gestell und kann es jedes Jahr weiterverwenden. Als Kleiderständer könnte man ihn sogar das ganze Jahr über nutzen 😀. Die Zweige kauft man jedes Jahr frisch nach.
Das bedeutet unter Umständen ein bisschen Aufwand, weil man schnitzen muss, damit die Zweige in die Löcher passen. Dagegen hat man beim Keinachtsbaum die Möglichkeit sich Bio-Zweige passend zum Christbaumständer liefern zu lassen. Das ist sehr praktisch für Menschen, die nicht mobil sind. Weiterer Pluspunkt: die Ständer sind in der Größe variabel und man kann sie relativ klein verstauen.
Alternativen zum Weihnachtsbaum
"Unechte" Weihnachtsbäume aus Kunststoff sind für manche eine Alternative, die keinen Baum wegen ihnen fällen lassen möchten oder nicht mobil sind.
Wer nicht mobil ist, kann auch nach Lieferservices für Tannenbäume und Zweige Ausschau halten. Sind übrigens auch in der Robin Wood-Liste enthalten.
Für die Entsorgung bieten außerdem viele Gemeinden einen Abholservice an. Die Abholzeiten findet ihr auf der Homepage Eurer Gemeinde.
Plastikweihnachtsbäume
Ich erwähne das, weil ein Weihnachtsbaum aus Kunststoff nicht unbedingt Vorteile hat. Teilweise sondern sie Chemikalien in die Raumluft ab, wie beispielsweise Weichmacher, die auch ein Hormonstörer und gesundheitlich bedenklich sein können.
Außerdem ist die Ökobilanz nicht unbedingt besser.
Studien (2) zeigen nämlich, dass künstliche Weihnachtsbäume (meist aus Plastik wie PVC oder Polyethylen) zwischen 10 und 20 Jahre halten müssten, damit sie so ökologisch sind wie ein Naturbaum. Leider halten sie in der Regel nicht so lang. Kann ich sogar bestätigen: Ich habe vor meiner "Zero Waste" - Zeit einen gehabt. Der hielt 6 Jahre.
Zu den Studien: es kommt immer darauf an, was eingerechnet wurde. Die 20 Jahre sind meines Erachtens aber realistischer. Es kommt z.B. auch darauf an, wie der Baum angebaut wurde, wie er transportiert wurde und wie weit - außerdem wie er entsorgt wurde. Ein Naturbaum schneidet in der Regel besser ab. Zum Vergleich:
Kunststoff-Weihnachtsbaum: 48kg CO2
Naturbaum: bis zu 3,1 kg CO2. (2)
Entsorgung von Weihnachtbäumen:
Lasst Euren Naturbaum lieber verbrennen als verrotten.
Erst recht, wenn er "gespritzt" wurde. Aber nicht nur dann: Beim Verrotten wird Methan freigesetzt. Das ist 25mal schädlicher als CO2. Zum einfachen Rechnen wird Methan in sogenannte CO2-Equivalente umgerechnet.
Beim Verrotten eines Weihnachtsbaumes wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie er zu Lebzeiten aufgenommen hat. Ein 2 Meter großer Naturbaum setzt beim Verrotten 16kg CO2 – Äquivalente frei, beim Verbrennen 3,5kg. (4) Bei der Verbrennung wird sogar in der Regel Energie zurückgewonnen z.B. zum Heizen. Dadurch ist die Energiebilanz zusätzlich besser.
Allerdings ist es natürlich auch möglich ihn verrotten zu lassen. Gerade in Natur nahen Gärten ist Totholz eine gute Sache, um Lebensraum zu schaffen z.B. Benjeshecke. Allerdings sollte man dann auf die Herkunft des Tannenbaums (Pestizide) achten.
Bitte beachtet Folgendes beim Verbrennen zu Hause im Ofen:
- Nur gut (am besten zwei Jahre) getrocknetes und naturbelassenes Holz darf in Öfen verbrannt werden. Auch bei trockenen Nadeln ist das Stamm- und Astholz des Weihnachtsbaums noch zu feucht. Beim Verbrennen entstehen deshalb hohe Staubemissionen und Teerablagerungen.
- bei Zweigen, die sehr trocken sind, kann der Ofen zudem kurzzeitig überhitzt werden. Dabei können Ofentürscheiben dauerhaft milchig werden. Es besteht die Gefahr, dass die Ofentür dauerhaft undicht wird. (3)
Es gibt noch viele weitere Alternativen zum Weihnachtsbaum.
Die sind allerdings Geschmackssache.
Draht- oder Metallbaum bis hin zu einem Exemplar aus reinem Holz ohne Äste. Diese Holzbäume gibt es handwerklich wirklich toll gemacht. Diese lohnen sich aber auch nur, wenn man sie mehrere Jahre verwendet. Auch preislich....
Wenn man ein I-Tüpfelchen setzen will, schaut man, dass sie aus FSC-zertifizierten Wäldern stammen.
Manche schmücken diesen "Wandbaum" sogar noch.
Das sieht im Endeffekt so ähnlich aus, wie unser Adventskalenderbaum auf dem Bild.
Minimalistischer Weihnachtsbaum aus Holz
Der Franky Tree® ist vielleicht für viele etwas ganz anderes, weil er nicht grün ist. Aber in rustikale, skandinavisch angehauchte oder minimalistische Wohnzimmer passt der sicher gut rein. Vorallem muss man ihn nur einmal anschaffen und er hält dann viele Jahre oder lebenslang. Der FrankyTree® wird aus regionalem Fichten- oder Kiefernholz gefertigt. Für jeden Baum, der dafür einmalig gebraucht wurde, wird ein neuer gepflanzt.
Den FrankyTree® gibt es in unterschiedlichen Designs und jedes Unikat ist in Brandenburg handgefertigt.
Weihnachtsbaum im Topf
Klar, hier ist man in der Größe ziemlich eingeschränkt. Meistens gibt es sie nur in klein. Mit Topf sind sie schwer.
Nordmanntannen sind übrigens eher weniger geeignet. Sie haben eine tiefe Pfahlwurzel. Da sind Fichten besser, da sie Flachwurzler sind.
Natürlich kommt es auch hier darauf an, wie sie im Topf gezogen und gehalten werden (Dünger, Pestizide etc.).
Achtet darauf, dass sie im Topf aufgezogen werden.
Das hat zwei Gründe:
Erstens werden manchmal von den Bäumen einfach nur die Wurzeln gekappt und in einen Topf gesetzt. Dass die Bäume dann nicht mehr wachsen, ist klar!
Zweitens werden manche Weihnachtsbäume kurz vor Weihnachten einfach nur ausgegraben und in den Topf gesetzt. Sie sind nicht eingewurzelt und müssen plötzlich mit wenig Wurzelraum auskommen. Da die Wurzeln beim Ausgraben verletzt werden, können sie nicht wie vorher ausreichend Wasser und Nährstoffe ziehen. Dann kommen Transporte und Temperaturunterschiede (von der Kälte ins warme Wohnzimmer) dazu, was die Bedingungen nicht einfacher macht. Deshalb achtet darauf, dass sie gleich von Beginn an im Topf wachsen.
Für mich machen sie nur Sinn, wenn man einen Garten hat und/oder eine Möglichkeit zum Auspflanzen. Das haben die wenigsten.
Selten wird ein Leihservice angeboten.
Da kann man sich den Weihnachtsbaum im Topf mieten. Oft wird er geliefert und abgeholt. Das sind vor allem regionale Anbieter und gibt es nicht überall. Zwei größere findet ihr hier, vielleicht sind die ja in eurer Nähe:
Weihnachtsbäume länger im Topf zu halten, ist nur möglich, wenn man den Platz dazu hat und sie gut pflegt. Allerdings kann ich aus eigener Erfahrung sagen - denn die Variante im Topf war mein erster eigener Baum:
Ein Weihnachtsbaum im Topf ist nur wenige Jahre möglich.
Man muss umtopfen und sie pflegen etc. Die Wurzeln brauchen ihren Raum. Im Topf ist es für sie eigentlich nicht "artgerecht". Auch Anbieter von Mietweihnachtsbäumen im Topf sagen, dass man einen Weihnachtsbaum ca. 3 mal verwenden kann und dann sollte er ins Freie umgesetzt werden und in Ruhe wachsen dürfen.
Zum Abschluss noch die absolute "Zero Waste" Variante Nummer 1:
1. Quelle: Statista
2. Quelle: COMPARATIVE LIFE CYCLE ASSESSMENT (LCA) OF ARTIFICIAL VS NATURAL CHRISTMAS TREE von Sylvain Couillard, ing. M.Sc. Gontran Bage, ing. Ph.D. Jean-Sébastien Trudel, B.Com B.Sc.Soc. M.Env. von ELIPSOS (Stragetists for sustainable Devolopement) Montreal (hier)
3. Quelle: Umweltbundesamt
4. Carbon Trust aus Großbrittanien
Informationen: Alle gezeigten Artikel sind von mir selbst gekauft. Verlinkungen und Erwähnungen habe ich ohne Aufforderung oder Bezahlung getätigt. Sie dienen rein zur informativen Orientierung für euch.
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